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Orlando Figes

Krimkrieg

Der letzte Kreuzzug
Cover: Krimkrieg
Berlin Verlag, Berlin 2011
ISBN 9783827010285
Gebunden, 747 Seiten, 36,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Bernd Rullkötter. Frankreich, Großbritannien und das Osmanische Reich auf der einen Seite und Russland auf der anderen waren in einen erbitterten Kampf um Religion und Territorium gleichermaßen verstrickt. Der Krieg dauerte von 1853 bis 1856, kostete annähernd eine Million Soldaten und zahllose Zivilisten das Leben und sorgte dafür, dass das bis dahin enge Verhältnis zwischen dem unterlegenen Russland und dem Westen in der Folge nachhaltig gestört war. Letztlich erwies sich der Krimkrieg als ein Vorbote der großen Konflikte, die das 20. Jahrhundert beherrschen sollten. Orlando Figes schildert diesen ersten Flächenbrand der Moderne, der mit außergewöhnlicher Grausamkeit und erschreckender Inkompetenz ausgefochten wurde.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.01.2012

Sehr beeindruckt ist der hier rezensierende PR-Manager der Metro, Thomas Speckmann, von Orlando Figes' Geschichte des Krimkrieges. Anschaulich geschrieben und "meisterhaft komponiert" findet er das Werk, das ihm die Bedeutung dieses Waffengangs bewusst machte, der nach den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts ein wenig in Vergessenheit geriet. Doch Figes machte dem Rezensenten sehr klar, warum die Beschäftigung mit dem Krimkrieg lohnt: Es war der erste totale Krieg, in dem neben einer Million Soldaten (zwei Drittel davon auf russischer Seite) auch viele Zivilisten ums Leben kamen; es war der erste mit industrieller Technik ausgefochtene moderne Krieg; und schließlich war es ein Krieg der aufgeklärten Europäer gegen Russlands reaktionäre Despotie, der übrigens  zur Gründung der neuen Nationalstaaten führte: Italien, Deutschland und Rumänien.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 01.12.2011

Mit Interesse und Gewinn hat Jörg Baberowski dieses Buch des britischen Historikers Orlando Figes' über den Krimkrieg gelesen. Baberowski lernt von schrecklichen Kriegsgräueln wie der Belagerung von Sewastopol, die heute - nach den beiden Weltkriegen - in der Erinnerung verblasst sind, damals aber durchaus eine neue Qualität hatte, und er versteht, was Großbritannien und Frankreich in diesen grauenvollen Krieg zeihen ließ, dessen Ergebnisse so nichtig waren. Dabei freut sich der Rezensent nicht nur, dass Figes diesen bei uns kaum bekannten Krieg so plastisch in Erinnerung ruft, die Interessenkonstellation im Großen Spiel darstellt und die Aversion erklärt, die Westeuropa gegen das rückständige Zarenreich mit seinen versklavten Bauern und seinem christlich-orthodoxen Führungsanspruch aufbrachte. Er zeigt Baberowski auch, dass ein Krieg von seinen Strategen nicht beherrschbar ist.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 19.11.2011

Mit viel Lob bedenkt Matthias Lohre dieses Werk über den Krimkrieg 1853-1856, das Orlando Figes vorgelegt hat. Er attestiert dem britischen Historiker, diesen fast vergessenen, verlustreichen Krieg als einen blutigen Vorläufer des Ersten Weltkriegs wieder ins Gedächtnis der Öffentlichkeit zu holen. Besonders schätzt er Figes' meisterhafte Verbindung von Analyse und Beschreibung, durch die dem Autor ein besonders plastisches, lebendiges Bild dieses Großkonflikts gelingt. Nicht einverstanden ist Lohre allerdings mit Figes' Deutung des Krimkrieg als einem "letzten Kreuzzug". Zum einen scheint ihm das Motiv des Glaubenskriegs, wenn überhaupt, nur für den autokratischen Zaren zuzutreffen. Zum anderen lässt sich dessen Ziel der Ausweitung des russischen Einflussbereichs seines Erachtens auch machtpolitisch erklären. Nichtsdestoweniger bleibt Figes' Werk für ihn einfach ein "brillantes Geschichtsbuch".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.10.2011

Fein gewirkt und anschaulich erscheint diese Studie zum Krimkrieg von Orlando Figes der Rezensentin, Judith Leister erfährt nicht nur, wie erstmals moderne Technik einen Krieg prägte, der Autor schildert ihr auch die Vorgeschichte und hebt auf ein Motiv ab, dass Leister verblüfft: Sollte der Krimkrieg von einer Allianz von Kreuzzüglern gegen Russland geführt worden sein? Die Anbringung dieser These findet Leister raffiniert vollzogen. Doch weil Figes seine internationalen Quellen und sogar das literarische Nachleben des Krieges kennt und die Motivlagen und Bruchlinien der Politik des 19. und 20. Jahrhunderts herausarbeitet, erscheint der Krieg Leister hier als Gesamtphänomen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.10.2011

Andreas Platthaus kann es gar nicht fassen, dass ausgerechnet der Krimkrieg mit seinen 800.000 Toten und seinen läppischen Landgewinnen Schule machen konnte, doch ebendies führt ihm der Historiker Orlando Figes höchst anschaulich vor Augen. Den von Figes als erster Religionskrieg moderner Prägung apostrophierten Krieg auf der Krim lernt Platthaus in diesem Buch zwar aus genuin britischer Perspektive kennen, aber auch mit besonderer Beachtung des Zarenreichs. Vor allem bezüglich Letzerem sorgt der Autor mit großem Wissen, Quellenkenntnis, Darstellungsdichte und unverhohlener Sympathie beim Rezensenten für respektvolles Staunen. Epochale Innovationen der Kriegsführung werden dem Leser laut Platthaus ebenso präsentiert wie die klassische Schlachtenschilderung. Meisterlich findet er die Rekonstruktion der Vorgeschichte wie die Analyse der Nachwirkungen des Krimkrieges durch den Autor.
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